22.04.2003 18:00

Motto: "Bring's zu Hennig"

hambach (pst) Karl-Heinz Hennig versteht es, seine Zuhörer zu fesseln. Der Kreisheimatpfleger ist für seine ebenso interessanten wie spannenden Vorträge berühmt.

Foto: Peter Starkmann

Nicht weniger als 300 Besucher kamen zum jüngsten heimatkundlichen Vortrag von Karl-Heinz Hennig. Zwei Termine musste der Kreisheimatpfleger anberaumen und beide Male war das Pfarrheim bis auf den letzten Platz besetzt. Das Thema lautete: "Hambach in den Jahren 1933 bis 1945".

Vorausgegangen waren seit November 1999 drei weitere Veranstaltungen über die ersten 1000 Jahre von Hambach und die Zeitabschnitte von 1900 bis 1918 und von 1918 bis 1945. In etwa jährlichem Abstand will Hennig weitere Vorträge über die 60er bis zu den 90er Jahren halten.

"Karl-Heinz hat eine große Vortragsgabe" hatte ihm schon sein Volksschullehrer Galmbacher ins Zeugnis geschrieben. Sie ist ihm bis zum heutigen Tag erhalten geblieben. Das Geheimnis seiner Anziehungskraft besteht nicht nur aus seinem eindrucksvollen Bildmaterial und hieb- und stichfesten heimatge-schichtlichen Informationen. Vielmehr stellt er sich voll und ganz auf das jeweilige Publikum ein, plaudert ohne "Spickzettel" frisch von der Leber weg und lockert seine Ausführungen mitunter durch mundartlich gefärbte Episoden auf. Vorträge vom Tonband kommen für ihn nicht in Frage. "Er kann einfach nicht einschläfernd reden", bestätigen Zuhörer seine engagierte Vortragsweise.

Für seine Vorbereitungen steht ihm eines der größten historischen Bildarchive weit und breit zur Verfügung. Es umfasst 35 000 Dias, darunter 6000 aus Hambach und 2000 aus Schweinfurt, viele als Schwarzweißaufnahmen, jedoch auch einige aus der Anfangszeit der Farbfotografie. Er hat sie in jahrelanger mühsa-mer Tätigkeit selbst fotografiert und gesammelt. Geordnet sind sie nach alphabetischen Stichworten, angefangen von Brauchtum und Bildstöcken bis hin zu Vor- und Frühgeschichte. Auf jeder Karte seiner Hängeregistratur befinden sich 40 Lichtbilder. Er braucht sie nur noch vor eine Leuchttafel zu halten und kann so leicht eine Auswahl treffen. Zusätzlich verfügt er über eine große Auswahl von historischen Papierbildern.

Wie kommt Hennig an eine solch umfangreiche Sammlung von historischen Bildern? "Manche Leute hocken zwar auf dem Material wie die Glucken", bedauert er, freut sich aber, wenn ihn einer mit einer Schuhschachtel voller alter Schätze überrascht. "Bring's zu Hennig", lautet die Parole, wenn jemand einen solchen Fund auf dem Dachboden oder im Keller macht. Denn man weiß, dass die Bilder beim Kreisheimatpfleger gut aufgehoben sind. Manches stammt aus dem Nachlass verstorbener Hambacher Frauen, die nach auswärts geheiratet haben. Oder etwa von dem früheren Pfarrer Dionys Zänglein, dessen selbst foto-grafierte Bilder seine Haushälterin zu Hennig brachte.

Häufig handelt es sich dabei um Gruppenaufnahmen aus längst vergangener Zeit. Eine kleine Gesprächsrunde alt eingesessener Hambacher Bürger hilft ihm bei der Identifizierung der Abgebildeten. Manchmal macht er sich auch mit einem kleinen "Büchle" samt Bleistift auf den Weg zu Leuten, die etwas über die Bilder sagen könnten.

Doch die Vortragstätigkeit des heute 65-jährigen Heimatpflegers beschränkt sich nicht nur auf den Hambacher Raum. Unter dem Titel "Schweinfurt wie es früher war" bietet er allein sieben Referate an. Hinzu kommen fünf Themen über Franken, vier über Land und Leute verschiedener Landstriche und vier Kurzvorträge zur Weihnachtszeit. Für Interessenten hat Hennig ein achtseitiges Informationsblatt mit kurzen Inhaltsangaben herausgebracht.

Bis 1994 arbeitete der gebürtige Hambacher als kaufmännischer Angestellter bei der Schweinfurter Großindustrie. 1964 zog er nach Gochsheim um und kehrte 1971 in seine Heimatgemeinde zurück. Das Amt des Kreisheimatpflegers bekleidet er mit einer Unterbrechung von acht Jahren von 1973 bis heute.

aus Schweinfurter Tagblatt

www.hadihopf.de Stefan Lieblein